Von England über Westfalen nach Waldbröl
Im Kreiskrankenhaus Waldbröl hat sich der Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie Dr. Dietmar Pflitsch in den Ruhestand verabschiedet. Dr. Jörg Niehüser-Saran (Ph.D., B.Sc, MHBA) hat zum 1. Januar seine Nachfolge angetreten.
Dr. Dietmar Pflitsch war 28 Jahre lang in leitender Position zunächst als Oberarzt und seit 1998 als Chefarzt in der Anästhesie und Intensivmedizin tätig. 1992 übernahm Dr. Pflitsch als Leitender Oberarzt die interdisziplinäre Intensivstation. 26 Jahre lang bildete er internistische und chirurgische Assistenzärzte auf der Intensivstation aus. Der Chef der Anästhesie etablierte Ausbildung und Patientenversorgung auf hohem Niveau. Heute betreut die Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie in Waldbröl pro Jahr etwa 2000 Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation und führt 4500 Narkosen durch. Die Intensivstation verfügt über 14 Intensivbetten und acht Beatmungsplätze.
Während Dr. Pflitsch seinen Abschied aus Benroth Richtung Fehmarn vorbereitet, übernimmt der 45-jährigen Dr. Niehüser-Saran , Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Palliativmedizin und Ärztliches Qualitätsmanagement, die Leitung der Klinik. Zuletzt war Dr. Niehüser-Saran als Oberarzt der Anästhesie und Leiter der operativen Intensivmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hamm tätig. Dr. Niehüser-Saran ist in Lünen geboren. Seine Medizinische Ausbildung hat er an der Universität in Frankfurt am Main begonnen und am King's College in London fortgesetzt. In London schloss er zusätzlich ein Studium im Fach Physiologie mit dem Bachelor of Science ab und blieb anschließend für drei Jahre am Institut für Herz-Kreislauf-Medizin, wo er mit einem Stipendium der British Heart Foundation ein Forschungsprojekt durchführte und den Doctor of Philosophy (Ph.D.) erlangte. Insgesamt habe er gemeinsam mit seiner Frau, die ebenfalls Ärztin ist, fast fünf Jahre in England verbracht. "Aus familiären Gründen sind wir wieder zurück nach Deutschland gekommen. Wir wollten, dass unsere beiden Söhne im familiären Umfeld aufwachsen", berichtet Dr. Niehüser-Saran.
Damals noch von dem Wunsch, Kardiologe zu werden, angetrieben, arbeitete er 2006 als Assistenzarzt in der Abteilung für Innere Medizin-Kardiologie am St. Bonifatius Hospital in Lingen. "Der Chefarzt der Anästhesie am Klinikum Osnabrück überzeugte mich während einer Fortbildung für Notfallmedizin, in die Anästhesie und Intensivmedizin zu wechseln", erzählt Dr. Niehüser-Saran. 2007 wechselte er als Assistenzarzt ans Institut für Anästhesiologie am Klinikum Osnabrück. Es folgten Stationen als Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Johannes Hospital in Dortmund und Katharinen Hospital in Unna. Als Oberarzt und hygienebeauftragter Arzt war Dr. Niehüser-Saran zwischen 2012 und 2018 am St. Vincenz Krankenhaus Datteln tätig und zuletzt seit März 2018 als Oberarzt am Institut für Anästehsiologie, Kinderanästhesiologie und Intensivmedizin am EVK in Hamm. "Wir haben in Hamm vom Frühchen bis zum greisen Patienten 6500 Anästhesieleistungen im Jahr erbracht, das wird in Waldbröl für mich anders werden", sagt er.
"Ich möchte in Waldbröl vermehrt ultraschallgesteuerte Regionalanästhesien anbieten." Bei den Vollnarkosen sei es sein Ziel verstärkt die totale intravenöse Anästhesie (TIVA) einzusetzen. Das normale Verfahren bestehe aus einer Kombination von Gas und Medikamenten, um den Patienten in einen tiefen Schlaf zu versetzen. "Das Gas führt jedoch bei vielen Patienten zu Übelkeit, daher ist die TIVA eine gute Alternative und reduziert das persönliche Risiko für die Übelkeit." Gemeinsam mit dem Team der Intensivstation plant der neue Chefarzt die Entwicklung eines Konzeptes zur Delir-Vermeidung, um vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten Verwirrheitszustände nach einer Narkose zu reduzieren. "Ab dem Renteneintrittsalter erhöht sich das Delir-Risiko, deshalb sind Regionalanästhesien und der Verzicht auf gewisse Schlafmedikamente eine bessere Wahl." Doch zunächst steht für Dr. Niehüser-Saran das Kennenlernen seines Teams und von den Arbeitsabläufen in der Klinik ganz oben auf seiner Agenda.