Früherkennung und schnelle Hilfe im Fokus
Zwei große Probleme in der Versorgung von Schlaganfall-Patienten treiben Prof. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach, mit seinem mobilen Ultraschallgerät gemeinsam mit seinen Mitstreitern der Schlaganfall-Initiative Oberberg in die Fußgängerzone nach Gummersbach: „Wir stellen leider immer wieder fest, dass Patienten mit einem Schlaganfall zu spät in die Klinik kommen.“ Nur in den ersten viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall ist die sogenannte Lyse, das Auflösen eines Blutgerinsels im Gehirn, möglich. Problem Nummer zwei: Ein Patientent erleidet einen leichten Schlaganfall, die Beschwerden sind schnell wieder weg und damit schwindet auch die Bereitschaft, den Lebensstil umzustellen. „Mit der Folge, einen schweren Schlaganfall zu erleiden“, so der Neurologe.
Um das zu verhindern, macht am Dienstag, 20. Mai 2025, die bundesweite Aufklärungstour „Herzenssache Lebenszeit“ Halt in Gummersbach. In einem roten Londoner Doppeldeckerbus, der auf Initiative von Boehringer Ingelheim durch Deutschland tourt, informierten Ärzte, Diabetesberater und Pflegetrainer des Klinikum Oberberg gemeinsam mit Vertretern der MediClin Klinik Eckenhagen, der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht, des Oberbergischen Rettungsdienstes und Gesundheitsamtes sowie der AOK Rheinland-Hamburg über Risiken, Vorsorgemaßnahmen und das Verhalten im Notfall rund um die Themen Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Rahmen der Aufklärungskampagne, die in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sowie der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft durchgeführt wird, stand der Fokus auf der Bedeutung von schneller Hilfe bei einem Schlaganfall. „Wir möchten den Menschen Mut machen, im Notfall sofort den Notruf 112 zu wählen“, sagte der Gesundheitsdezernent des Oberbergischen Kreises, Ralf Schmallenbach. “Eine frühzeitige Behandlung auf einer spezialisierten Stroke Unit kann Folgeschäden oft verhindern“, so Prof. Blaes.
Besucher konnten sich unter anderem Blutdruck- und Blutzucker messen lassen. Dr. Lukas Schneider, Neurologe am Kreiskrankenhaus Gummersbach, demonstrierte durch einen Ultraschall der Halsgefäße, ob ein Risiko für einen Schlaganfall gegeben sein könnte. Dr. Janna Sotke, Kardiologin am Kreiskrankenhaus Waldbröl, führte gemeinsam mit dem Rettungsdienst EKGs durch, während Diabetesberater, eine Ernährungsberaterin und Pflegetrainierinnen individuelle Beratungen zu gesunder Lebensweise und den Unterstützungsmöglichkeiten nach einem Schlaganfall anboten. Tipps, trotz gesundheitlicher Einschränkungen wieder auf die Beine zu kommen, gab es von den beiden Reha-Kliniken und einer Selbsthilfegruppe.
„Die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren und eine gesunde Lebensweise sind entscheidend, um einem Schlaganfall vorzubeugen“, erklärte Dr. Jürgen Bonnert, Ärztlicher Direktor der MediClin Klinik Eckenhagen. Er empfiehlt dreimal in der Woche eine halbe Stunde Ausdauertraining sowie eine gesunde Ernährung, um fit zu bleiben. Er freute sich gemeinsam mit Prof. Blaes, Gesundheitsdezernent Schmallenbach, Dr. Birigt Will vom Gesundheitsamt, Ralf Beutelstahl, Leiter regionales Gesundheitsmanagement der AOK, und Dr. Christian Rosenweg, Chefarzt der Neurologie der Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht über die große Resonanz der Aufklärungskampagne bei den Gummersbachern. Bereits ein halbe Stunde vor Start der Aktion warteten die Besucherinnen und Besucher auf die Möglichkeit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen. Den ganzen Tag über nutzten Interessierte die Chance, ihre Gesundheit checken zu lassen.