Irrtümlicherweise wird Cannabis auch heute noch häufig als harmlose oder „weiche“ Droge angesehen. Dabei werden die möglichen, zum Teil sehr schwerwiegenden Folgeschäden deutlich unterschätzt. Dies hängt damit zusammen, dass die Cannabisprodukte, die heute auf dem Markt erhältlich sind, um ein Vielfaches höhere THC-Konzentration enthalten, als noch vor einigen Jahren. Bei THC (Tetra-Hydro-Cannabinol) handelt es sich um den Inhaltsstoff, der für die berauschende Wirkung verantwortlich gemacht wird. Durch moderne Züchtungen in so genannten Kellerplantagen ist der THC-Gehalt um ein drei- bis vierfaches höher als noch vor ca. zehn Jahren. Mit Erhöhung des THC-Gehalts steigt auch das Abhängigkeitsrisiko.

Zudem ist zu beachten, dass beispielsweise in der Hippiezeit Drogen konsumiert wurden mit dem Ziel, das Bewusstsein zu erweitern. Heute rauchen junge Menschen häufig jedoch Cannabis, um sich „zu“ zu machen und sich durch den Rausch völlig von der Realität zu entkoppeln.

Welche Gefahren drohen bei anhaltendem Cannabiskonsum?

Beunruhigend ist das zunehmend niedrigere durchschnittliche Einstiegsalter der Cannabiskonsumenten. Regelmäßiger Cannabiskonsum verzögert die Entwicklung des Gehirns, die erst mit ca. 20 bis 25 Jahren abgeschlossen ist. Die Reifung der Persönlichkeit bleibt zurück, da für das Pubertätsalter typische Konflikte nicht ausgetragen sondern „weggeraucht“ werden. Da Cannabis sehr lange im Blut bleibt, finden sich viele Konsumenten in einem Dauerrauschzustand, der den Realitätsbezug nachhaltig beeinträchtigt. Immer wieder sehen wir Patienten, die sich unter ständigem Cannabiskonsum über Jahre zurückgezogen haben. Kommt dann der Zeitpunkt, an dem die Geldreserven aufgebraucht sind oder andere gravierende soziale Ereignisse zur Unterbrechung des Konsums zwingen, haben diese Menschen häufig größte Schwierigkeiten, sich in der drogenfreien Realität zurecht zu finden.

Eine besonders schwere Folgewirkung von Cannabiskonsum stellt die drogeninduzierte Psychose dar. Häufig geht sie in eine Schizophrenie über. Cannabiskonsumenten erkranken in der Regel früher und heftiger an einer Schizophrenie als Menschen, die kein Cannabis rauchen. Die Verlaufsform der durch Cannabis ausgelösten Psychose ist oft so gravierend, dass Menschen dauerhaft in einem Wohnheim mit Betreuung leben müssen, da sie längerfristig nicht mehr in der Lage sind, ein selbstständiges und selbst bestimmtes Leben zu führen.

In unserer Klinik werden sowohl tagesklinische als auch stationäre Cannabis-Entzugsbehandlungen durchgeführt. Schwerwiegende körperliche Entzugssymptome sind in der Regel nicht zu erwarten, Entzugssymptome psychischer Natur wie Schlafstörungen, gedrückte Stimmung, Konzentrationsstörungen etc. können – sofern nötig – medikamentös behandelt werden. Natürlich bieten wir auch für die schwerwiegenden Komplikationen individuelle Behandlungs- und Hilfsangebote.