Die Geburt eines Kindes ist ein ganz besonderer Moment. Unsere Mitarbeiter der Geburtshilfe und Kinderheilkunde sind hierbei Ihre Ansprechpartner und möchten Sie optimal unterstützen. Wir möchten Ihnen hier die allgemeinen Fragen rund um das Thema „Stillen“ beantworten. Denn Stillen fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind („Bonding“) und ist ein wichtiger Baustein für den Start in ein gesundes Leben.
Was Sie über das Stillen wissen sollten
Muttermilch ist ideal für den Energie- und Nährstoffbedarf des Babys. Das Stillen ist die natürlichste Form der Säuglingsernährung. Die Muttermilch enthält alles, was der Säugling in seinen ersten sechs Lebensmonaten braucht.
Haben Sie sich für das Stillen entschieden, so profitieren Sie und Ihr Baby in vielfältiger Weise:
- Das Stillen ist der natürlichste Akt eine besondere Bindung zwischen Mutter und Kind aufzubauen.
- Es fördert die emotionale Entwicklung des Säuglings, dessen Sinne beim Stillen auf natürliche Weise angeregt werden. (Ihr Duft, Ihr Herzschlag und Ihre Körperwärme sind wichtig für das Kind.)
- Durch die grundlegende Bedürfnisbefriedigung des Säuglings wird ein Urvertrauen aufgebaut. Ein wichtiger früher Baustein, der dem Kind eine grundlegende Stärke und Sicherheit geben kann.
- Stillen wirkt beruhigend auf Mutter und Kind.
- Der Vorgang des Stillens dient Ihnen als Antistresstherapie, da das Stillhormon (Oxytocin) entspannt.
- Durch das Stillen wird die Gebärmutterrückbildung gefördert (auch hierbei wirkt das Hormon Oxytocin).
- Stillen reduziert Ihr Brustkrebs- und Osteoporoserisiko.
- Es reduziert das Risiko des plötzlichen Säuglingstodes.
- Gestillte Kinder erkranken seltener an Diabetes mellitus.
- Das Stillen stärkt die Abwehrkräfte des Kindes.
- Muttermilch fördert den Geschmackssinn des Babys, dies geschieht durch die unterschiedlichen Geschmacksstoffe, die die Ernährung der Mutter mit sich bringt. Das kann auch zu vorübergehender Ablehnung der Muttermilch führen ("Stillstreik").
- Das Stillen unterstützt die Muskulatur des Mundes, die erforderlichen Bewegungen von Zunge, Kiefer und Gaumensegel und die stimulierte Motorik können von Vorteil für die spätere Sprachentwicklung sein.
- Dem Baby die Brust zu geben ist zudem praktisch. Es macht das nächtliche Füttern einfacher.
Zusammengefasst lässt sich über Muttermilch sagen:
Die Muttermilch ist die bestbekömmliche Nahrung für das Neugeborene und hilft dem Säugling in vielfältiger Weise. Ihre Zusammensetzung wird für den Säugling immer optimal sein, um Schutz vor Infektionen und Allergieresistenzen auszubilden. Und Muttermilch steht, als unvergleichbar ideale Alleinnahrung Ihres Babys, jederzeit keimfrei in der richtigen Menge und Temperatur zur Verfügung.
Wir geben Ihnen die Möglichkeit, Ihr Baby rund um die Uhr bei sich zu haben ("Rooming-In"). Die räumliche Nähe fördert die natürliche Bindung, hilft Ihnen, Unsicherheiten abzubauen und erleichtert es Ihnen, die Regungen des Neugeborenen deuten zu lernen. Der Milcheinschuss ist ein hormoneller Prozess, bei dem das Hormon Prolaktin die Milchbildung anregt. Und eben dieser Prozess kommt am leichtesten in Gang, je größer der milchbildende Reiz ist. Das geschieht allein schon durch die Gegenwart des Säuglings und durch die ungestörte Möglichkeit, das Baby anzulegen. Gerade in den Nachtstunden ist Ihr Prolaktinspiegel besonders hoch. Häufiges Anlegen hilft, die Milchmenge zu steigern.
Im Idealfall ist es Ihnen möglich, mit dem Stillen schon in den ersten Stunden nach der Geburt zu beginnen. Der Säugling profitiert dann von der "Kolostrum" genannten Vor- bzw. Erstmilch, die einen besonders hohen Antikörpergehalt hat. Diese Erstmilch wirkt in ihrer dickflüssigen Konsistenz in der Tat wie eine erste Schutzimpfung des Säuglings. Innerhalb von 18-36 Stunden verändert sich die Zusammensetzung des „Kolostrums“ stark. Nach insgesamt fünf Tagen ist die Milchbildung auf die
dauerhafte Muttermilch umgestellt.
Vertrauen Sie auf die natürlichen Instinkte Ihres Neugeborenen! Sie werden seine Regungen schon bald zu deuten lernen und Ihr Baby wird seinen Teil beim Anlegen an die Brust wie selbstverständlich dazu beitragen. Ein hungriger Säugling sendet Ihnen bestimmte Signale – wenn Sie ihn beobachten, werden Sie feststellen, dass der Säugling gar nicht erst schreien muss, um auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen: Das suchende Pendeln mit dem Köpfchen, das Ballen der Fäustchen und Führen der Finger an die Lippen, das Rotieren der Zunge bei leicht geöffnetem Mund und beginnendes Schmatzen sind allgemeingültige Anzeichen für ein hungriges Baby.
Das Tolle am Stillen: Sie können Ihr Neugeborenes jederzeit und unmittelbar versorgen und sollten dies auch tun! Es besteht keine Gefahr das Baby mit Muttermilch zu überfüttern. Die Bedürfnisbefriedigung des Säuglings darf uneingeschränkt erfolgen – zusätzlich geben Sie Ihrem Baby ein Gefühl von Sicherheit.
Gerade in der Anfangszeit müssen Sie damit rechnen, dass das Stillbedürfnis des Säuglings in sehr unregelmäßigen Zeitintervallen und Mengen gesucht wird. Geben Sie sich und dem Nachwuchs die Chance, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Das Stillbedürfnis kann in der ersten Zeit bis zu zwölfmal täglich auftreten und die Stillzeiten können zwischen 20 bis 45 Minuten veränderlich variieren. Ein sattes Baby wendet sich von selber von der Brust ab oder verringert den Saugdruck und schläft häufig über das Saugen ein. Verhindern Sie ein nachträgliches an-der-Brust-Nuckeln.
Auch an dieser Stelle sei Ihnen nochmal ans Herz gelegt, dass sich die größte Stillzufriedenheit für Mutter und Kind einstellt, wenn Ruhe, Entspannung und Wärme gegeben sind! Sorgen Sie dafür, dass Sie für sich selber vor dem Anlegen des Kindes eine bequeme Position vorbereitet haben.
Stillanregung
In der Regel wendet sich der Säugling automatisch der Stillbrust zu, wenn Körperkontakt gegeben und die Brust für ihn riechbar ist. Sinnvoll ist, wenn sich der Säugling aus seiner Lage heraus der Brust zuwenden kann. Diese Faktoren sollten Sie beim Anlegen berücksichtigen; sie spielen bei den unterschiedlichen Stillpositionen verschieden starke Rollen.
Ist ein Säugling noch nicht recht gewillt zu saugen, dann besteht die Möglichkeit, ihn vorher – bei Bedarf – zu wickeln oder seine Aktivitäten durch leichtes Streicheln von Wange und Mund zu stimulieren. Auch das Ausdrücken eines Milchtropfens, den Sie auf der Brustwarze belassen, kann den Säugling zur Zuwendung zur Brust anregen.
Stillpositionen, Mutter
Liegehaltung seitlich:
Das Liegen beim Stillen bietet sich bei Nacht an, sodass Sie das Bett gar nicht verlassen müssen, außerdem generell in den ersten Tagen nach einem Kaiserschnitt und als unterstützende Haltung für die Rückbildung der Gebärmutter.
In der Liegeposition lagern Sie sich seitwärts, den Kopf durch ein geeignetes Kissen abgestützt. Der Säugling liegt ebenfalls seitlich Bauch an Bauch mit Ihnen. Seine Nasenspitze berührt Ihre Brustwarze. Der Säugling geht in die leichte Überstreckung, wenn er sich der Brust zuwendet. Das hilft ihm beim Schlucken. Unterstützen Sie ggf. die Bewegung Ihres Babys zur Brust.
Liegehaltung Rückengriff:
Der Rückengriff eignet sich besonders in der Lernphase der Stillzeit, bei großen Brüsten, nach einem Kaiserschnitt, bei flachen Brustwarzen und beim Milcheinschuss. Das Baby liegt dabei Hüfte an Hüfte mit der Mutter. Der Körper und die Beine liegen unter dem Arm der Mutter in Richtung ihres Rückens. Der Kopf ruht in der flachen Hand des Arms, an dessen Körperseite gestillt werden soll.
Wiegenhaltung:
Diese Position ist eine sitzende Position. Am besten befinden sich Ihre Füße dabei auf einem Schemel, sodass Sie mit Ihren Oberschenkeln dem Neugeborenen ein Gefälle Richtung Ihres Oberkörpers bieten.
Der Säugling liegt auf einem Stillkissen oder auf dem jeweiligen Arm der Körperseite, an dessen Brust er saugen soll. Sein Kopf liegt oberhalb der Armbeuge, der Brust seitlich zugewandt. Gegebenenfalls können Sie in dieser Position das Erfassen des Warzenhofes und das Einschießen der Milch durch den sogenannten C-Griff unterstützen:
Dabei legen Sie in großzügigem Abstand zum Warzenhof den Daumen der freien Hand oberhalb der Brustwarze, den Zeigefinger unterhalb an (und drücken).
Stillvorgang, Baby
Das Baby ist Ihnen Bauch zu Bauch zugewandt und beide sind – so wie es die Situation erlaubt – durch möglichst wenig Kleidung voneinander getrennt. Die Nase des Babys soll an der Brustwarze Orientierung finden; vom Geruchssinn gehen Saugreflex des Babys und der Milchspendereflex der Mutter aus. Bei der „Kind-zu-Brust-Bewegung“ hat der Säugling einen leicht überstreckten aber nicht blockierten Kopf. Der Säuglingsmund umfasst den Warzenhof großflächig. Bei einem richtig angelegten Baby liegt die Zunge beim Saugen am Unterkiefer an. Die Saugbewegungen ziehen sich sichtbar bis zu den Ohren hin und Sie hören Schluckgeräusche.
Wechseln Sie so oft wie möglich zwischen beiden Brüsten und den unterschiedlichen Stillpositionen. So verlagert sich der Unterkieferdruck beim Saugen und die Milchseen in den Brüsten werden gleichmäßig entleert. Das hilft Ihnen dabei, Milchstau und Druckgefühle zu vermeiden.
Sollte ein Stillvorgang unterbrochen werden müssen, so lösen Sie den Saugreflex, in dem Sie Ihren kleinen Finger sanft in den kindlichen Mundwinkel drücken. Vermeiden Sie auf diese Weise auch ein mögliches Nuckeln des schon satten Säuglings – Ihre Brustwarzen werden es Ihnen danken. Beachten Sie, bevor Sie schon nach kurzer Zeit die Brustseite wechseln: Das Baby braucht bei einem Stillvorgang nur an einer Seite angelegt zu werden. Wichtig ist zu wissen, dass die Muttermilch unterschieden wird in eine wässrigere Vorder- und eine fettreichere Hintermilch.
Wenn das Stillen einmal nicht möglich sein sollte
Wenn es Ihnen zu bestimmten Zeiten nicht möglich sein sollte, Ihr Kind an der Brust zu stillen, so haben Sie die Alternativen Ausdrücken und Abpumpen.
Das Ausdrücken
Für das Ausdrücken stellen Sie sich eine ausreichend große Plastikschüssel bereit. Beim Ausdrücken massieren Sie ihre Brust leicht mit Zeige- und Mittelfinger in kreisenden Bewegungen und danach mit leichtem Streichen vom Brustansatz zur Brustwarze. So regen Sie den Milchspendereflex an. Durch sanftes Drehen der Brustwarzen lösen Sie die Spannung der Schließmuskeln an den Warzenspitzen. Nehmen Sie dann die Brust in den C-Griff (Daumen oberhalb des Warzenhofes, Zeigefinger unterhalb) und wechseln Sie rhythmisch zwischen Drücken und Loslassen. Dieser Vorgang soll dem rhythmischen Saugen des Säuglings nachempfunden werden. Drücken Sie keinesfalls zu stark und haben Sie Geduld, wenn die Milch nicht sofort fließt!
Das Abpumpen
Für das Abpumpen empfehlen wir ihnen eine elektrische Pumpe zu nutzen. Pumpen Sie in gleicher Regelmäßigkeit ab wie Sie sonst das Kind anlegen würden (auch nachts!) und dabei ruhig auch anfangs etwas länger – zur Anregung der Milchbildung.
Die abgepumpte Milch können Sie im Kühlschrank lagern oder sogar einfrieren. Der Säugling sollte diese Milch – lauwarm, aufgewärmt auf Körpertemperatur – aus einem Becher trinken und nicht über einen Nuckel, damit es nicht zu Saugirritationen kommt.
Das Ausdrücken und Abpumpen kann auch dann Sinn machen, wenn Sie Ihren wunden Brustwarzen eine Heilungspause gönnen wollen. Damit es möglichst aber gar nicht erst soweit kommt, lesen Sie im folgenden Abschnitt über Maßnahmen, die ein Wundwerden hoffentlich verhindern helfen!
Im Regelfall können Probleme mit Ihren Brustwarzen verhindert werden, auch wenn das Stillen eine ungewohnte Beanspruchung darstellt und das Ansaugen des Säuglings im ersten Moment schmerzt.
Vorbeugende Maßnahmen:
- Stillen Sie bedarfsgerecht (und damit eher häufiger und auch nachts).
- Lassen Sie sich und dem Säugling Zeit!
- Legen Sie den Säugling richtig an, sodass er den Warzenhof mit nach außen gewölbten Lippen großflächig umschließt (Wie auf den Seiten zuvor beschrieben).
- Vermeiden Sie häufiges Reinigen der Brust (Die Montgomery-Drüsen rund um die Brustwarzenspitze sorgen für eine natürliche Reinigung der Brustwarzen).
- Verwenden Sie zum Reinigen der Brust klares, warmes Wasser ohne Zusätze.
- Lassen Sie nach einem Stillvorgang Kindsspeichel und ggf. Milchreste an der Brust.
- Tragen Sie weiche Still-BHs (gerne zwei Nummern zu groß!).
- Massieren Sie Ihre Brust mit sanften, zur Warze hin streichenden Bewegungen.
- Vermeiden Sie das Lösen des saugenden Kindes – im Notfall nur durch Abbau des Saugdruckes mittels eines Fingers (wie zuvor beschrieben).
- Verhindern Sie das Nuckeln des Säuglings an Ihrer Brust. Ihr sattes Baby ist zufrieden damit, an Ihnen zu liegen.
Wundbehandlung:
- Verwenden Sie lanolinhaltige Stilleinlagen (Lanolin ist ein hautpflegendes, wundheilendes Wollwachs, das dem Säugling nicht schadet).
- Verwenden Sie vor dem Stillen warme, feuchte Kompressen und kühlen Sie hinterher mit Quark- oder Brustgelkompressen (Lassen Sie die Brustwarzen dabei aus).
- Wenn nur eine Brustwarze wund ist, lassen Sie beim Stillen den Säugling an dieser Brust ansaugen (damit der Milchspendereflex ausgelöst wird) und lagern Sie das Baby anschließend zur anderen Brust hin (nach dem vorsichtigen Ablösen des Saugreflexes). Gönnen Sie sich generell so oft wie möglich Ruhe, Wärme, Körperpflege und Massage.
- Nehmen Sie eine vitamin-, mineral- und ballaststoffreiche Kost zu sich (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte).
- Reichern Sie Ihre Nahrung mit Eiweiß, Eisen und Jod an (durch den Verzehr von 2 - 3 mal Fleisch pro Woche und 1 - 2 mal Fisch).
- Milchprodukte sollten durchaus auch auf Ihren täglichen Speiseplan gehören, da Sie während des Stillens einen erhöhten Kalziumbedarf haben.
- Schränken Sie den Verzehr von fettigen und stark gewürzten Lebensmitteln ein.
- Reichliches Trinken ist empfehlens wert. Bevorzugte Getränke sind hier natrium- und kohlensäurearmes Mineralwasser und Kräutertees (Fenchel, Anis, Kümmel).
Informationen zum Nachlesen (Hierbei handelt es sich um eine knappe, exemplarische Auswahl!):
www.lalecheliga.de
www.afs-stillen.de
www.still-lexikon.de
www.still-praxis.de
www.rund-ums-baby.de
www.babyclub.de
www.mamiweb.de
www.eltern.de