Diagnose Brustkrebs: Was nun?
Was ist Brustkrebs?
Brustkrebs oder Mamma-Carcinom ist eine bösartige Erkrankung der Brust. Etwa jede 10. Frau in Deutschland ist von dieser Erkrankung während ihres Lebens betroffen. Viele Patientinnen können heutzutage aufgrund der Frühdiagnose geheilt werden.
Wie wird Brustkrebs diagnostiziert?
Zu uns kommen die Frauen meistens, weil sie einen Tumor in der Brust oder der Achselhöhle getastet haben, oder weil bei ihnen eine Auffälligkeit in einer Mammographie festgestellt wurde. Alle diese Besonderheiten sollten zunächst überwiegend ambulant und prästationär, gelegentlich auch stationär abgeklärt werden. Entweder geschieht dies über eine Probeentnahme (PE genannt), also eine Gewebeentnahme in Narkose, eine Stanzbiopsie in örtlicher Betäubung oder eine sogenannte Stereotaktische Vakuumbiopsie am Fischer-Tisch ebenfalls in örtlicher Betäubung.
Das entnommene Gewebe wird in der pathologischen Abteilung unseres Hauses nach Anfärbung unter dem Mikroskop feingeweblich untersucht. Dies ermöglicht eine sichere Diagnose und genaue Angaben über die Tumorgröße und Tumorart machen. Diese Untersuchung dauert jedoch ca. 3-4 Tage. Nach einer ambulanten/prästationären Gewebsentnahme vereinbaren wir dann mit Ihnen einen kurzfristigen Gesprächstermin zur Befundbesprechung.
In den allermeisten Fällen ist der erste Schritt einer Behandlung die Operation. Bei einem schnell wachsenden Tumor oder ungünstigem Tumor/Brust-Verhältnis führen wir eine sogenannte neoadjuvante Chemotherapie vor der geplanten Operation durch, um möglichst optimale Operationsbedingungen zu erreichen.
Je nach Größe und Art und Sitz des Tumors in der Brust entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen, meist schon vor der ersten Operation, über das weitere Vorgehen.
Was geschieht bei der Operation?
Entweder können wir Ihnen eine brusterhaltende Therapie anbieten, manchmal müssen wir Ihnen aber auch zu einer Entfernung der Brust raten.
Bei beiden Alternativen gehört immer die Abklährung des Lymphknotenbefalls der Achselhöhle dazu. Falls im Ultraschall keine Auffälligkeiten zu sehen sind, werden Ihnen die Entnahme des sog. Wächter-Lymphknotens anbieten. Der Wächter-Lymphknoten ist die erste Filterstation der Lymphe von der Brust in Richtung Achselhöhle. Eine eventuelle Streuung würde sich hier zuerst zeigen. Der Sentinel-Node liegt bei jeder Frau individuell etwas anders. Um ihn zu finden, wird einige Zeit vor der Operation ein leicht radioaktiver Eiweißstoff in die Umgebung des Tumors gespritzt. Die Substanz wandert dann über die Lymphbahnen in die ersten Stationen der Achselhöhlenlymphknoten. Während der Operation kann über einen Minigeigerzähler der Wächterlymphknoten entfernt und untersucht werden.
Falls der entnommene Lymphknoten nicht befallen ist, brauchen die übrigen Lymphknoten der Achselhöhle nicht entfernt werden. Die radioaktive Strahlung ist extrem gering und ungefährlich. Über Art und Ausmaß der Operation möchten wir gemeinsam mit Ihnen entscheiden und werden hierzu auch ein Aufklärungsgespräch möglichst auch im Beisein von Partner oder Angehörigen als Unterstützung führen.
Unter bestimmten Voraussetzungen besteht die Möglichkeit während der Operation die "Intra Operative Radiologische Therapie"/ IORT durchzuführen.
Brusterhaltende Tumorentfernung gehört heute zum Behandlungsstandard. Nach der brusterhaltenden Tumorentfernung erhält die Patientin bislang eine nahezu sechswöchige Bestrahlung der gesamten Brust mit anschließender, lokaler Dosisaufsättigung der ehemaligen Tumorregion, dem so genannten Boost. Die Strahlentherapie verringert das Risiko, dass der Tumor nachwächst. Bisher wurde die gesamte Dosis von außen eingestrahlt, was eine starke Belastung des gesamten Gewebes zur Folge hat. Dank der Boost-Bestrahlung noch während der Operation ist es möglich, die Strahlenbelastung für unsere Patientinnen effektiv zu senken. Dabei verkürzt sich zusätzlich die Gesamtdauer der Bestrahlung um nahezu zwei Wochen.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die hervorragende Gewebeschonung. Da nur das Tumorbett bestrahlt wird, ist außerhalb dieser Region die Strahlendosis nur minimal. Der Tumor kann bestrahlt werden, ohne die Haut zu belasten. Dadurch werden letztendlich auch bessere kosmetische Ergebnisse erzielt.
Infrage kommt diese Behandlungsmethode nur bei kleinen Tumoren, die in einem frühen Stadium entdeckt werden.
Im Brustzentrum am Kreiskrankenhaus Gummersbach werden jährlich 150 Patientinnen behandelt, die erstmals von der Diagnose Brustkrebs betroffen sind.
Wie wird das entnommene Gewebe nach der Operation untersucht?
Das entnommene Gewebe wird wie schon erklärt in der Pathologischen Abteilung unseres Hauses untersucht. Über die genaue Ausdehnung des Tumors oder einen eventuellen Lymphknotenbefall können wir Ihnen etwa vier Tage nach der Operation Auskunft geben.
Bei jeder Diagnose Brustkrebs wird vom Pathologen eine zusätzliche Untersuchung durchgeführt. Es ist die Bestimmung der Hormonrezeptoren und des HER2neu-Faktors. Hormonrezeptoren sind kleine “Empfangsstellen” auf den Tumorzellen, an die weibliche Geschlechtshormone (Östrogen und Progesteron) sich anbinden können. Dieses bewirkt eine Aktivierung und somit Vermehrung der Tumorzelle.
Falls die Tumorzellen nun solche “Empfangsstellen” haben, gibt es eine zusätzliche Therapiemöglichkeit des Brustkrebs. Die Einnahme eines “Falschen Östrogens” in Tablettenform bewirkt, dass dieser Stoff sich ebenfalls an die Tumorzelle bindet, diese aber blockiert, so dass sie sich nicht mehr teilen kann. Dieses Medikament heißt Tamoxifen und wird für die Dauer von ca. fünf Jahren 1x täglich eingenommen.
Der HER2neu-Faktor ist ein Gewebsfaktor der eine Aussage über die Aggressivität des Tumors zulässt. Falls dieser Faktor in sehr hohem Maße vorhanden ist, eröffnet sich im Falle einer Metastasierung eine weitere Therapiemöglichkeit mit einem relativ nebenwirkungsarmen Antikörper (Herceptin).
Die Bestimmung der Hormon- und Gewebsfaktoren dauert etwa zwölf Tage.
Jede Patientin erhält zusätzlich zur Diagnose “Brustkrebs” eine verschlüsselte Beschreibung ihres Tumors in einer Art Formel nach dem sogenannten TNM-System.
Hierbei beschreibt:
T = Tumorgröße
N = Anzahl der befallenen Lymphknoten
M = hat eine Metastasierung (Streuung) stattgefunden
G = Klassifizierung der Tumorzellenart.
Diese Formel ist ein standardisierter Zusatz zur einfachen Diagnose und erlaubt jedem Arzt Aussagen über das Ausmaß und die Prognose der Erkrankung.
Wie verhalte ich mich nach der Operation?
In den ersten zwei Tagen nach der Operation sollten sie den betroffenen Arm schonen, um Nachblutungen zu vermeiden. Die Drainagen werden ca. zwei Tage nach dem Eingriff entfernt.
Danach wird eine Physiotherapeutin Ihnen Bewegungsübungen zeigen. Diese sollten Sie häufig trainieren, damit Sie die volle Beweglichkeit Ihrer Schulter möglichst schnell zurückerhalten. Ruckartige Bewegungen oder schweres Tragen am operierten Arm sollten Sie vermeiden. Sie dürfen nach Entfernung der Schläuche duschen. Die Pflaster sind wasserundurchlässig.
Welche Untersuchungen stehen noch an?
Nach jeder Diagnose Brustkrebs möchten wir die Ausdehnung der Tumorkrankheit feststellen. Hierzu werden neben den bereits oben beschriebenen Untersuchungen an den Gewebeproben, die Organe die häufig von Metastasen betroffen werden, kontrolliert. Entweder vor oder nach der OP werden routinemäßig folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Oberbauchultraschall, um die Leber und Milz zu beurteilen.
- Sklelettszintigramm, um eine Beeinträchtigung des Knochensystems auszuschließen. Hierzu bekommen Sie eine Injektion (“Spritze”) mit einer sehr schwach radioaktiv markierten Substanz, die sich gezielt in Ihren Knochen ablagert. Nach etwa 1-2 Stunden werden mit einer Spezialkamera Aufnahmen von Ihrem Körper gemacht. Diese würden Metastasen zeigen, da sich in diesen das Medikament stärker anreichert. Nach der Injektion müssen Sie viel trinken, um die Ausscheidung über die Nieren zu fördern.
- Röntgenaufnahme der Lunge wird meistens schon vor der Operation gemacht.
- Computertomographie des Schädels (CCT) zum Ausschluss einer Streuung ins Gehirn. Diese Untersuchung wird nur bei ausgedehntem Befall der Lymphknoten durchgeführt. Sie erhalten hierbei in der Röntgenabteilung ein Kontrastmittel gespritzt und der Kopf wird dann in der sogenannten “Röhre” schichtweise durchleuchtet.
- Falls Sie länger nicht bei Ihrem Frauenarzt gewesen sind, wird auch eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. Die Befunde der Untersuchungen erhalten wir meistens nach etwa 3-4 Tagen.
Wie geht es weiter?
Bevor wir Sie nach Hause schicken, werden wir Ihnen einen ambulanten Termin für ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit der Chefärztin Frau Dr. Weishap ausmachen, in dem alle Ihre Befunde und die eventuell einzuleitende weiterführende Therapie besprochen wird. Gerne können Ihr Ehemann oder Partner oder Familienmitglieder an diesem Gespräch teilnehmen. An diesem Termin erhalten Sie auch einen Befundbericht für Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Falls Lymphknoten von Tumorzellen befallen oder andere Risikofaktoren vorhanden sind, werden wir Ihnen eventuell zu einer Chemotherapie raten.
Ist dies notwendig, werden Sie den ersten Zyklus etwa 3-4 Wochen nach Operation erhalten. Diese Therapie wird in der Onkologischen Ambulanz durchgeführt. Hierfür müssen Sie dann jeweils einen Tag ambulant zur Aufnahme kommen. Über eine eventuelle Chemotherapie werden wir Sie aber in jedem Fall noch gesondert aufklären und Sie erhalten auch noch ein zusätzliches Informationsblatt.
Wird brusterhaltend operiert, muss immer eine Bestrahlung des verbliebenen Brustgewebes erfolgen, um eventuell verbliebene Tumorzellen zu beseitigen und das Neuauftreten von Krebs in der bereits befallenen Brust zu verhindern. Wenn die Brust entfernt wurde, ist diese Therapie seltener notwendig.
Falls bei Ihnen eine Bestrahlung erforderlich ist, werden wir Sie dem Chefarzt der Strahlentherapeutischen Abteilung unseres Krankenhauses, Herrn Dr. Vacha vorstellen.
Er wird Sie über die Art und Durchführung genau aufklären. Vor Beginn wird bei Ihnen zur Planung ein CT (=Computertomogramm) durchgeführt werden. Den Termin vergibt Dr. Vacha. Die Bestrahlung beginnt bei guter Wundheilung ca. 3-4 Wochen nach der Operation oder nach der Chemotherapie. Sie wird ambulant durchgeführt. Dafür müssen Sie fünf Tage in der Woche für ca. eine Viertelstunde täglich ins Haus kommen. Insgesamt dauert diese Behandlung ca. sechs Wochen. Auch über eine eventuelle Antihormonelle Therapie werden wir mit Ihnen während dieses Termins sprechen.
Und dann? Zuhause?
Bewegungsübungen:
Ab dem 3. Tag nach Operation erhalten Sie durch die Physiotherapeuten unseres Hauses krankengymnastische Übungen. Diese sollten Sie während des Tages häufiger auch allein für sich durchführen, um Ihre frühere Beweglichkeit möglichst schnell wiederzuerlangen und auch zu Hause noch regelmäßig üben. Hierzu können Sie von Ihrem Arzt ein Rezept über Krankengymnastik bekommen oder auch hier im Hause an der Gymnastik im Bewegungsbad teilnehmen. Besonders Brustschwimmen dient der Kräftigung der Brustmuskulatur und der Erhaltung der Beweglichkeit. Auskunft über die Termine hier im Hause gibt Ihnen Ihre Therapeutin gerne.
Prothetische Versorgung:
Falls bei Ihnen eine Brust entfernt werden musste, erhalten Sie einige Tage vor der Entlassung auf der Station ein Rezept über einen Erstversorgungs-BH mit Protheseneinlage. Ein Sanitätshaus Ihrer Wahl wird Sie noch während des stationären Aufenthalts aufsuchen, sodass Sie den ersten speziell für Sie angefertigten BH mit einer Einlage bereits vor der Entlassung bekommen.
Psychoonkologische Betreuung:
Falls sie dies wünschen, werden unsere Psychoonkologinnen
Frau Reinsberg, Dipl. Psychologin, Dipl. Eurythmistin & Maltherapeutin
Frau Harder, Dipl. Sozialberaterin
Sie während des stationären Aufenthaltes, oder bei ambulanten Chemotherapien aufsuchen und Ihnen ein Gespräch oder Infomaterialien anbieten und Ihnen Termine für Entspannungsgruppen oder z. B. das Patientencafe mitteilen. Sie können Sie auch jederzeit über die Telefonnummer 0 22 61.17 13 53 erreichen, dies natürlich auch falls Sie einmal Hilfe nach Ihrer Entlassung benötigen. Zusätzlich bietet Frau Reinsberg einmal wöchentlich Kunsttherapie und Tanztherapie für Krebspatienten an. Sie sind hierzu herzlich eingeladen (Termine siehe Aushang auf Station)
Nachsorgekur, Anschlussheilbehandlung:
Nach Beendigung Ihrer Therapie, Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie, werden wir Ihnen die Einleitung einer Kur in hierfür spezialisierten Kliniken anbieten. Der Antrag kann schon während der laufenden Therapie gestellt werden. Diese Kuren sind für Sie zur Wiedereingliederung in Ihr gewohntes Leben sehr wichtig. Die Organisation der Nachsorgekuren und Anschlussheilbehandlungen liegt in den Händen unseres Sozialdienstes. Frau Gierlich-Hage wird Sie auch gerne in weiteren Fragen beraten.
Nachsorge:
Wir raten Ihnen dringend in Zukunft das Angebot der regelmäßigen Nachsorge anzunehmen. Hierzu wenden Sie sich regelmäßig, in den ersten Jahren alle drei Monate, an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt. Diese werden Sie untersuchen, um im schlimmsten Fall frühzeitig das Wiederauftreten des Krebses zu entdecken und eine Therapie einzuleiten. Die Abstände der Nachsorgetermine werden sich nach einigen Jahren vergrößern. Ihre Ärztin oder ihr Arzt werden dieses mit Ihnen besprechen; auch werden Sie regelmäßig zur Mammographie schicken und Sie gynäkologisch untersuchen. Sie erhalten auch eine Nachsorgemappe, hierin ist die Nachsorge bei Ihrem behandelnden Facharzt beschrieben.
Selbsthilfegruppen, Informationen:
Falls Sie in Zukunft Fragen haben sollten können Sie sich selbstverständlich an uns wenden oder Kontakt zu einer der folgenden Gruppen aufnehmen. Die Adressen sind nur eine begrenzte Auswahl.
Gesprächs- und Kontaktkreis Krebsbetroffener in Gummersbach
Tel: 0 22 61.67 573 (Fr. Reccius)
Deutsche Krebshilfe e.V. in Bonn
Tel: 0 22 8.72 99 00, Fax: 0 22 8.72 99 011
Deutsche Krebsgesellschaft e.V. in Frankfurt
Tel: 0 69.63 00 960, Fax: 0 69.63 00 96 66
www.krebsgesellschaft.de
Krebsinformationsdienst (KID)
Tel: 0 62 21.41 01 21
www.dkfz-heidelberg.de
Tumorzentrum Freiburg
Tel: 0 76 1.27 03 302
www.ukl.uni-freiburg.de
Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
Tel: 0 62 1.24 434, Fax: 0 62 1.15 48 77
www.frauenselbsthilfe.de
Literatur:
Falls Sie mehr Informationen auch schriftlicher Art benötigen, können wir Ihnen einige Bücher zum Thema Brustkrebs empfehlen. Zusätzlich steht Ihnen die Literatur in der Onkologischen Ambulanz zur Verfügung.
“Sprechstunde Brustkrebs”, Prof. Dr. med. W. Eiermann, Sabine Böttger, 1996 Gräfe und Unzer
“Der praktische Ratgeber für Frauen nach Brustkrebsoperationen”, Hussain, 2000, Zuckerschwerdt
“Brustkrebs wirksam behandeln”, W.Eiermann, S.Böttger, 2001, Midena
“Brustkrebs, Wissen gegen Angst”, L.Berg, 2000, Kunstmann