Systemische Therapie

  • Die Hormontherapie: Brustkrebs ist häufig hormonabhängig. Das Wachstum der Krebszellen kann durch sogenannte Antihormone gebremst werden. Eine solche Antihormontherapie kommt bei allen Frauen in Frage,bei denen der Einfluss der Hormone sicher an den Zellen des Tumors nachgewiesen werden kann.
  • Die Antikörpertherapie: Antikörper heften gezielt an Oberflächenmerkmalen von Tumorzellen an, wodurch das Wachstum dieser Zellen gehemmt werden kann.
  • Die regionale Chemotherapie: Unter regionaler Chemotherapie versteht man die gezielte Einspritzung von Medikamenten in Körperhöhlen oder in Blutgefäße der Tumorregion.
  • Die palliative Chemotherapie und Behandlung von Fernmetastasen: Bei Auftreten von Tochtergeschwülsten (Metastasen) kann durch eine palliative Chemotherapie die Erkrankung kontrolliert und deren Verlauf oft entscheidend verbessert werden.
  • Die supportive Behandlung: Hierunter versteht man alle unterstützenden Maßnahmen, die die Symptome einer Krebserkrankung lindern können, z. B. Schmerztherapie, Behandlung von Knochenmetastasen, Ernährungstherapie usw.

Weitere Informationen:

Chemotherapie >>

Ablauf einer Chemotherapie

Unter einer Chemotherapie versteht man die Behandlung mit sogenannten Zytostatika, also Medikamenten, die mit dem Blutkreislauf in alle Körperregionen gelangen und noch verbliebene Tumorzellen bekämpfen. Die Auswahl der Medikamente erfolgt ganz individuell je nach Stadium der Erkrankung und ist speziell auf die einzelne Patientin zugeschnitten.
Zytostatika können folgendermaßen verabreicht werden:

  • als Infusion (Tropf)
  • als Injektion (Spritze)
  • oder als Tablette

Die Chemotherapie wird in der Regel in unserer onkologischen Ambulanz durchgeführt. Die Zytostatika werden in regelmäßigen zeitlichen Abständen verabreicht (Zyklen), in denen die Medikamente wirken und sich der Körper wieder erholen soll. Der Abstand zwischen zwei Chemotherapiezyklen beträgt in der Regel zwischen drei und vier Wochen. Falls Patientinnen eine Operation erhalten sollen, wird in der Regel vorher eine Chemotherapie durchgeführt.
Nebenwirkungen und was man dagegen tun kann
Durch Zytostatika werden Tumorzellen wesentlich stärker geschädigt als normale Zellen. Insbesondere sich schnell teilende Zellarten (z. B. Zellen der Schleimhäute, der Haare oder des blutbildenden Systems) werden jedoch ebenfalls angegriffen. Die uns heute zur Verfügung stehenden neueren Zytostatika und die Entwicklung von Medikamenten, die die Nebenwirkungen einer Chemotherapie effektiv behandeln können, haben dazu geführt, dass sich die Verträglichkeit der Therapie in den letzten Jahren stark verbessert hat.

Grundsätzlich gilt:

  • Keinesfalls treten die nachfolgend aufgeführten Nebenwirkungen zwangsläufig auf.
  • Die Nebenwirkungen der einzelne Medikamente sind z.T. sehr unterschiedlich.
  • Viele Patienten reagieren häufig sehr verschieden auf die gleiche Therapie.
  • In der Regel ein bis zwei Wochen nach Gabe der Chemotherapie kann es zu einer Verminderung von Blutplättchen (Thrombozyten), roten (Erythrozyten) oder weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kommen. In dieser Phase ist die Gefahr von Infektionen erhöht, meiden Sie daher größere Menschenansammlungen oder Menschen mit Erkältungskrankheiten. Bei fieberhaften Temperaturen über 38°C sollten Sie ihren Frauenarzt / Hausarzt oder uns informieren. Durch Gabe von Wachstumsfaktoren kann, wenn nötig, die Phase der niedrigen weißen und roten Blutkörperchen heutzutage effektiv verkürzt werden. Da Thrombozyten ein Teil der Blutgerinnung sind, sollten Sie sich bei erniedrigten Werten vor Verletzungen schützen und wenig dringliche Operationen meiden.
  • Die Schleimhäute des Mund-Magen-Darm-Traktes können durch einige Zytostatika angegriffen werden, wodurch es zu Übelkeit, Brechreiz, Appetitlosigkeit und Durchfällen kommen kann. Zur Vermeidung bzw. Linderung dieser Beschwerden halten wir für Sie Informationsbroschüren mit wertvollen Tipps bezüglich Ernährung und Lebensführung während einer Chemotherapie bereit, darüber hinaus unterstützen wir Sie in der medikamentösen Therapie möglicher Begleitsymptome.
  • Manche Zytostatika wie etwa Taxane können bisweilen zu Nervenstörungen (Taubheitsgefühle an Fingern, Kribbeln) führen. Diese Beschwerden gehen in der Regel nach Absetzen der Medikamente zurück.
  • Zellen von Haarwurzeln und am Nagelbett von Fingern und Füßen werden durch Zytostatika geschädigt, einige Medikamente können einen kompletten Haarverlust für die Zeit der Therapie verursachen. Sollte die bei Ihnen geplante Chemotherapie einen Haarersatz nötig machen, beraten wir Sie gerne bezüglich Kostenersatz durch die Krankenkassen und Vorstellung bei entsprechenden Haarstudios.
  • Über weitere seltenere Nebenwirkungen werden wir Sie in einem ausführlichen Therapieplanungsgespräch aufklären.

Rechtfertigt der Nutzen die Nebenwirkungen?
Eindeutig: JA !

Denn:

  • Wie oben erwähnt können oben genannte Nebenwirkungen auftreten. Dies ist aber kein Muß!
  • Im Gegensatz zu manch anderen Tumoren spricht das Mammakarzinom auf Chemotherapien in der Regel gut an!
  • Durch gute und intensive Zusammenarbeit zwischen Patientin und behandelndem Onkologen lassen sich die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sehr gut minimieren, so dass die Hauptwirkung, nämlich das Absterben der Tumorzellen, optimal verfolgt werden kann.
  • Jede Therapie ist auf die Patientin persönlich zugeschnitten. Hierbei spielen nicht nur Faktoren wie Alter, Tumorstadium oder Vorerkrankungen eine Rolle, auch das soziale Umfeld und die psychische Situation sind bei der Therapieplanung extrem wichtig. Durch eine derartige individualisierte Therapie können mögliche Nebenwirkungen ebenfalls so klein wie möglich gehalten werden.
Antihormonelle Therapie >>

Die Zellen der weiblichen Brust können durch Sexualhormone zum Wachstum angeregt werden. Dies geschieht aber nur, wenn die Hormone über passende Rezeptoren (Andockstellen) mit der Zelle in Kontakt treten können (Schlüssel-Schloss-Prinzip).

Auch Brustkrebs-Zellen sind häufig hormonabhängig. Ob dies der Fall ist, prüft der Pathologe am entnommenen Operationspräparat, indem er die Hormonrezeptoren für die Sexualhormone Östrogen und Progesteron bestimmt. Um zu verhindern, daß die Hormone wie ein Schlüssel über das Schloss (den Rezeptor) die Tumorzellen aktivieren und zum Wachstum anregen, wird in der Regel im Anschluss an eine Chemotherapie eine antihormonelle Therapie durchgeführt. Diese Therapie kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden:

  • Antiöstrogene, wie z. B. das Medikament Tamoxifen, blockieren als Gegenspieler des Östrogens die Hormonrezeptoren, lösen aber im Gegensatz zum Östrogen keine Wirkung aus. Tamoxifen ist ein jahrelang erprobtes, sehr gut verträgliches und hochwirksames Medikament. Dennoch kann es gelegentlich zu Wucherungen im Bereich der Gebärmutterschleimhaut führen, so dass entsprechende gynäkologische Kontrollen in regelmäßigen Abständen wichtig sind. Darüberhinaus sollte auf eine ausreichende Trinkmenge und regelmäßige körperliche Bewegung zur Vermeidung von Thrombosen (Blutgerinnsel z. B. in den Beinen) geachtet werden.
  • Aromatasehemmer verhindern die Entstehung von Östrogen aus seinen chemischen Vorstufen und haben gegenüber dem Tamoxifen ein etwas anderes Nebenwirkungsspektrum.
  • Durch Entfernung (Ovarektomie) oder Bestrahlung der Eierstöcke kann deren Östrogenproduktion ausgeschaltet werden.
  • GnRH-Analoga sind Medikamente, die wie ein Hormon in einem speziellen Teil des Zwischenhirns wirken und dadurch die Östrogenspiegel im Blut senken können. Es kommt dadurch während der Einnahme dieser Medikamente zu einer Kastration und als mögliche Nebenwirkung zum Auftreten von Wechseljahresbeschwerden.
  • Durch Gabe von Gestagenen (künstlichen Gelbkörperhormonen) kann der Östrogenspiegel im Blut ebenfalls gesenkt werden, die Östrogenrezeptoren werden unempfindlicher.

Sollte bei Ihnen eine antihormonelle Therapie durchgeführt werden müssen, ist es für die Wahl der richtigen Medikamente wichtig, ob Sie sich vor oder bereits nach den Wechseljahren befinden. Auch diese Therapie ist somit auf jede einzelne Patientin speziell zugeschnitten und orientiert sich wie auch die Chemotherapie in der Wahl der Medikamente an der Vorgeschichte (z. B. Begleiterkrankungen, vorherige Therapien) der Patienten.

Grundsätzlich gilt, dass die Behandlung standardisiert nach den neuesten therapeutischen Richtlinien unserer onkologischen und gynäkologischen Fachgesellschaften erfolgt und laufend an den aktuellsten Stand der Forschung angepasst wird. Durch Teilnahme an renommierten nationalen und großen internationalen Studien kann die Qualität der Therapien durch Einsatz innovativer Therapiekonzepte und Medikamente zusätzlich gesteigert werden.

Antikörpertherapie >>

Auf der Oberfläche von gesunden Zellen wie auch von Tumorzellen befinden sich kleine Eiweißkörperchen (sog. Rezeptoren), die als Andockstelle für andere Substanzen dienen und bestimmte Wachstumsvorgänge in der Zelle selber anstoßen können. Auf Brustkrebszellen werden nun bestimmte Rezeptoren vermehrt ausgebildet, was häufig mit einem erhöhten Risiko zur Entstehung von Metastasen einhergeht. Aus diesem Grund wurden Medikamente entwickelt, die sich wie eine Kappe auf die Rezeptoren legen und diesen dadurch blockieren können. Wir nennen solche Substanzen Antikörper. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Antikörper gegen verschiedenste Rezeptoren entwickelt und gerade beim metastasierten Brustkrebs steht mit dem Antikörper Trastuzumab (Handelsname Herceptin®) ein sehr wirkungsvolles Medikament zur Verfügung, dem andere in nächster Zukunft folgen werden. Da es sich bei einem Antikörper um ein Eiweißkörperchen handelt, kann es in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen kommen, die möglichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie treten jedoch nicht auf.